#36 Vom Schämen und Beschämtsein

Transformations – Inspiration

Kannst Du Dich erinnern, wann Du Dich zum letzten Mal so richtig geschämt hast? Falls ja, wirst Du das sicherlich jetzt nicht zu intensiv heraufholen wollen, denn das war eine super unangenehme Situation. Du wolltest vielleicht im Boden versinken,…

bist rot geworden, es wurde Dir heiß. Vielleicht hast Du Dir danach noch den ganzen Tag den Kopf zerbrochen, wie Du das alles wieder glattbügeln könntest und wolltest am liebsten einfach zurückspulen und neu beginnen…

Scham ist eines der unangenehmsten Gefühle, die ein Mensch erleben kann, und Scham ist eines der am wenigsten verstandenen Gefühle. Viele Menschen können es nicht benennen, wenn sie sich schämen. Außerdem ist Scham ein tabuisiertes Gefühl und findet sehr wenig Raum in unserer Sprache.

Scham hat die Kraft, tief zu erschüttern und im Kern zu verunsichern.

In dieser Folge erfährst du…

  • dass dein Schamgefühl die Funktion hat, deine Würde zu schützen
  • was natürliche Scham und toxische Scham ist
  • wie du dich von toxischer Scham befreien kannst
  • was die besten Gegenmittel gegen Scham sind
  • wie du natürliche Scham und toxische Scham unterscheiden kannst
  • wie du deine Gefühle von Schamgefühlen entkoppeln kannst

Es gibt unterschiedliche Qualitäten von Scham

Es wird meist übersehen, dass das Schamgefühl eine sehr wichtige und nützliche Funktion hat. Scham hat die Aufgabe, Deinen inneren, intimen Raum zu schützen. Wenn Du Dich peinlich berührt fühlst, wendest Du Dich ab von Blicken, Du willst Dich oder etwas von Dir verbergen -zum Schutz vor Beschämung. Scham ist also wie eine Wächterin Deiner Würde (Frick/Frick Baer 2018) und keine Gefühlsregung, die schädlich wäre. Das Schamgefühl ist wie ein Seismograph, der Dich bewahren will vor Grenzüberschreitungen, die Deine Würde verletzen könnten. Es bewahrt Dich auch davor, etwas zu tun, was zu einer Grenzverletzung führen könnte, so dass Du gewisse Dinge nicht tust oder aussprichst. Schutz ist also hier die Funktion.

Darum ist es auch so heftig, schmerzhaft und durchdringend, wenn jemand einen anderen Menschen beschämt. Beschämt zu werden in der Interaktion mit einem anderen Menschen bedeutet, dass jemand die Grenze zu Deinem intimen inneren Raum überschreitet oder durchbricht. Das schmerzt. In diesen Momenten ist der Andere nicht feinfühlig, achtsam oder respektvoll, sondern das Gegenteil. Deshalb erlebt man Be-schämung. Ein Gefühl der Verletzlichkeit, der Verletzung, der Schutzlosigkeit und der Entwürdigung. Und dieses Gefühl ist schrecklich.

Natürliche Scham soll die Würde schützen und das Wissen „ich bin ok, so wie ich bin.“

Die schützenden Scham, auch natürliche Scham genannt, ist also hilfreich und soll vor Beschämung von außen schützen. Das was geschützt werden soll ist die eigene Würde, die sich in dem Gefühl widerspiegelt: "Ich bin ok, so wie ich bin.“

Wenn dennoch eine Beschämung von außen geschieht, entsteht ein Schamgefühl, das sehr schmerzlich ist, weil es sich anfühlt, als würde der Kern der Persönlichkeit entwertet. Wenn das früh und häufig im Leben geschieht, z.B. durch strafende Eltern, die mit Beschämung (z.B. Bestrafung) „erziehen“, entsteht ein tiefer innerer Zweifel an der Gewissheit „ich bin ok, so wie ich bin“. Das eigene Selbst fühlt sich fehlerhaft, ungut und beschämt an. Dieses Schamgefühl wird häufig toxisch genannt, da es eine vergiftende Wirkung hat auf alle Bereiche im Leben. Wer tiefe Beschämung erfahren hat, wurde an der Basis seines Selbstwertgefühls, seiner Würde verletzt. Das hat natürlich folgen. Menschen, die an toxischer Scham, also an den Folgen von Beschämung leiden, haben Probleme, sich selbst wirklich zu zeigen, sichtbar zu sein und für sich einzustehen. Sie leiden häufig unter Perfektionismus und dem drängenden Bedürfnis, es allen recht zu machen. Sie können schlecht Nein sagen und tragen unverhältnismäßig viel Verantwortung.

Beschämung und toxische Scham zu heilen ist also sehr, sehr lohnenswert, wenn man glückliche Beziehungen leben will und schöpferisch, selbstbestimmt gestalten will.

Dieses Thema ist reichhaltig und komplex und es gibt noch viel mehr dazu zu sagen.
Wenn es Dich interessiert, dann lausche dieser Podcastfolge, um tiefer einzutauchen.

Shownotes

  • „Vom Schämen und Beschämtwerden“ von Baer/Frick-Baer
  • „Scham“ von Stephan Marks
  • „Wenn Scham krank macht“ von John Bradshaw

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