#110 Mit Veit Lindau im Gespräch über Feinheit und Grenzen

Transformations – Inspiration

In dieser Folge teile ich ein inspirierendes Interview mit dir, das der fantastische Veit Lindau vor ein paar Tagen mit mir geführt hat…

In dieser Folge erfährst Du:

  • wozu es führt, wenn Emotionen in einer Gesellschaft unerwünscht sind
  • mein Plädoyer für gelingende Abgrenzung
  • dass Grenzen zu mehr Verbundenheit verhelfen
  • was Hochsensibilität ausmacht
  • dass am Sonntag mein neuer Onlinekurs „Ein feiner Mensch braucht starke Grenzen“ startet und für wen dieser konzipiert ist

Ich finde, es ist viel mehr ein Gespräch als ein Interview, denn wir gehen tief in verschiedene Themenbereiche, rund um das große Thema Abgrenzung hinein. Es geht unter anderem darum, welche Traumatisierungen uns in unserer Abgrenzungsfähigkeit einschränken, was hinter so mancher harten Schale für ein vielleicht ganz besonders weicher und sensibler Kern wohnt. Es geht auch um den Begriff Hochsensibilität und es geht darum ein wenig zu reflektieren, was unsere Gesellschaft mit ihren Werten und ihren Ansprüchen an uns als feine Menschen für ungünstige Wirkungen entfalten kann. Da am 04.10.2020 mein Onlinekurs „Ein feiner Mensch braucht starke Grenzen“ veröffentlicht wird und losgeht, wird es auch ein wenig um die Inhalte des Kurses gehen. Du erfährst also auch was dich in diesem Kurs erwartet, falls du gerne teilnehmen möchtest. In jedem Falle, ganz abgesehen, ob du das möchtest oder nicht, ist diese Folge sehr interessant und inspirierend. Jetzt wünsche ich dir viel Freude und Inspiration beim Lauschen oder Lesen.

Veit: Ich möchte gerne ein Missverständnis aus dem Weg räumen. Manche Menschen denken tatsächlich, wenn sie mich auf der Bühne sehen, da habe ich ja oft eine große Schnauze und mache gerne Witze über die menschlichen Gegebenheiten, dass ich nicht besonders sensibel wäre. Tatsächlich ist die Wahrheit, dass ich ultra, ultrazart bin. Deswegen weiß ich, dass es in unseren Beziehungen genauso wichtig ist, wie es ist Wünsche zu äußern, nach vorne zu gehen, sich hinzugeben, sich einzubringen, auch unsere Kunst ist, Grenzen zu setzen. Ich freue mich ganz doll, dass es uns gelungen ist auf Homodea jemanden einzuladen, der sich mit den feinsten, feinen Ebenen des menschlichen Daseins auskennt. Im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zellulären Ebene, mit der feinen Seele des Menschen arbeitet und gleichzeitig auch weiß, wie man auf eine gesunde Art und Weise Grenzen setzt. Herzlich Willkommen Verena König, bei uns in Homodea.

Verena: Ich freue mich total hier zu sein!

Veit: Für alle da draußen zum Hintergrund. Als wir Homodea aufgebaut haben war klar, das soll keine Lindau Show sein. Sondern, sobald das Ding steht, wollen wir gerne richtig gute Experten und Expertinnen einladen. Du bist mittlerweile auch eine wirklich wertvolle, schöne Freundin von uns geworden und gleichzeitig schätze ich dich sehr für deine Arbeit. Das heißt, ich freue mich sehr, dass du zu Homodea gekommen bist. Magst du den Menschen, die dich noch nicht kennen, ganz kurz sagen, was du eigentlich machst?

Verena: Sehr gerne. So herzwärmende Worte, vielen Dank dafür. Ich bin Verena König, ich bin Traumatherapeutin und arbeite seit über 15 Jahren mit Menschen auf ganz feinen und auch intimen tiefen, seelischen Ebenen in meiner Praxis. Ich habe meine Arbeit sehr spirituell begonnen, hatte noch keine Ahnung von Trauma, zumindest nicht theoretisch und war immer sehr daran interessiert Menschen zu verstehen. Das ist so der tiefste Antrieb in meinem Inneren. Weil Verständnis so sehr hilft Dinge in der Tiefe zu verändern also natürlich zu verändern. Mit verstehen meine ich auch begreifen und durch fühlen. So kam ich auch dann eben zur Traumatherapie. Das ist im Laufe der Zeit mit zu meinem Schwerpunkt geworden, weil da einfach so viel Heilungspotenzial liegt und so viel Wesentliches verstanden werden kann über die Spezies Mensch. Ich habe ein wirkliches Herzensanliegen, das Wissen über Traumadynamiken in die Welt zu tragen und freue mich so sehr damit auch hier sein zu dürfen. Die Feinheit des Menschen spielt dabei eine ganz große Rolle.

Veit: Ich würde gerne, bevor wir tiefer einsteigen, auf das Thema Grenzen setzen, nochmal diesen Begriff Trauma beleuchten. Weil ich glaube, dass viele Menschen, wenn sie das zum ersten Mal hören an ganz gewaltige Sachen denken. Vielleicht an Krieg, sexuellen Missbrauch und das ist ohne Zweifel Trauma. Wenn ich dich aber richtig verstanden habe, ist es tatsächlich so, dass Menschen auch mit viel „geringeren“ Ereignissen Traumata erfahren können.

Verena: Richtig. Der Traumabegriff ist oft sehr missverstanden, er ist sehr indifferent zurzeit, er kommt mehr ins Bewusstsein und ist deswegen auch ein bisschen inflationär. Es ist zwar gut, dass er immer mehr ins Bewusstsein kommt, jedoch hat das den Nebeneffekt, dass man immer weniger klar hat, worüber man eigentlich spricht. Das was du nanntest, ist tatsächlich eine alte Definition von Trauma. Ein einzelnes Ereignis oder ein auch längeres aber deutlich eingegrenztes Ereignis, was einen so überfordert, dass es einen einfach verändert. Heute weiß man, dass auch ganz andere Ereignisse traumatisch wirken können, in der menschlichen Psyche, im Körper, in der Seele. Dazu gehören grob gesagt alle Ereignisse, die in irgendeiner Weise so bedeutsam sind in ihrer Wucht, dass sie die eigenen Bewältigungsstrategien überfordern. Dass man nicht gewachsen ist, dieser Intensität und dadurch nicht in die Lage kommt es direkt und einfach zu verarbeiten. Dazu gehört vieles auch sehr individuell dann, je nachdem wie man innerlich so aufgestellt ist. Ein Bereich, der so wichtig ist ihn zu verstehen und ihn ins Bewusstsein zu bekommen, ist das was wir Entwicklungstrauma nennen in der Fachsprache. Das sind die Traumatisierungen, die uns in der Kindheit betreffen und die eben nicht diese Schwere haben müssen, von „wir müssen vor dem Krieg fliehen“ oder „wir sitzen in einem Flüchtlingslager fest“. Sondern auch die Mutter ist nicht präsent, emotional nicht anwesend, vielleicht ein suchtkrankes Elternteil oder eine schwere Belastung, die in der Familie liegt, sodass die Bindung zwischen Kind und Bezugsperson belastet wird und das grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit im Kind erschüttert wird. Das hat auch traumatische Wirkungen in vielfältiger Weise. Wenn wir das bewusst kriegen, auch in unserer Wahrnehmung von Gesellschaft, dann kriegen wir ganz andere Ideen, wie wir miteinander umgehen können und was wir brauchen, um in ein anderes Miteinander zu finden.

Veit: Mich berührt sehr, was du sagst, weil es für mich ein ganz wichtiger Part meines Heilungsprozesses gewesen ist oder immer noch ist. Ich habe lange Zeit an manchen Stellen mich selbst nicht verstanden. Letzten Endes innerlich gedacht, „Du hast ´ne Macke! So reagiert man nicht in Beziehungen, das ist völlig unangebracht!“. Ich habe lange Zeit gedacht, dass das gar nicht an meiner Kindheit liegen kann, weil ich habe nicht diese „krassen Prägungen erlebt“, zumindest nicht, dass ich mich erinnern kann. Dann ist mir, im Laufe meiner Prozessarbeit klargeworden, dass ich ursprünglich als Kind immer so zart gewesen bin und es einfach, ich übertreibe es mal ein bisschen, so war wie als hätte mich jemand in ein Haifischbecken geworfen hätte und gesagt hätte „Schwimm jetzt mal!“ und ich habe es gelernt, mir ´ne große Klappe zugelegt, ne toughe Schale aber vieles ist wirklich untendrunter einfach ungelöst geblieben. Das möchte ich auch gerne mit einbringen, weil ich glaube gerade Männer assoziieren damit ganz oft „Pff, ich doch nicht“. Aber ich glaube gerade ganz viel von diesem „Bully sein“ hat damit zu tun, oder?

…wenn du mehr erfahren möchtest, lausche meinem Podcast auf YouTube, Spotify oder iTunes.

Ich würde mich von Herzen freuen, dich im Kurs begrüßen zu dürfen und ich freue mich ohnehin, dass wir verbunden sind.

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