#56 Einsamkeit und Trauma

Transformations – Inspiration

Verbundenheit ist (wie in der letzten Folge schon beschrieben) eines der natürlichsten, wichtigsten Bedürfnisse des Menschen….

Einsamkeit ist das Gegenteil von Verbundenheit. Einsamkeit ist viel mehr ein Zustand als ein Gefühl. Dieser Zustand beinhaltet z.B. Gefühle von Nicht-Dazugehören, sich abgeschnitten fühlen, nicht teilhaben können, unwichtig sein, Sinnlosigkeit, nicht wissen, wie man sein soll, damit man sich zugehörig fühlen kann, Traurigkeit, Hilflosigkeit, Depression und Ohnmacht. Einsamkeitsgefühle gehören zu den aller schlimmsten Gefühlen im menschlichen Gefühlsspektrum. Und das aus verschiedenen Gründen. Besonders tragisch ist der Zustand chronischer Einsamkeit, die sich von der akuten Einsamkeit durch seine unterschwellige Dauerpräsenz unterschiedet. Und das besonders besondere: Man kann sie auch fühlen, wenn man unter Menschen ist.

In dieser Folge erfährst du…

  • was chronische Einsamkeit ist
  • was Einsamkeit mit Trauma zu tun hat
  • was dein Nervensystem damit zu tun hat
  • was helfen kann, um Einsamkeit zu überwinden

Wie kommt es zu chronischer Einsamkeit?

Wie so oft, liegt auch hier die Ursache zuallermeist in frühen Prägungen. Wenn eine primäre Bezugsperson emotional nicht verfügbar ist, dann erlebt ein Kind ein tiefes Gefühl der Einsamkeit. Nicht umsonst prägt unsere Sprache den Begriff „mutterseelenallein“. Sich nicht gesehen zu fühlen, in eigenen Bedürfnissen oder in der eigenen Not oder auch in der eigenen Strahlkraft oder mit dem eigenen Schmerz nicht ernst genommen zu werden, provoziert Gefühle des Verlassenseins und der Einsamkeit.

Einsamkeit ist ein Hauptsymptom bei Entwicklungstrauma

Dieses Gefühl scheint immer mit zu schwingen und stellt für Betroffene oft eine ganz besonders schwierige Hürde da. „Keiner, nicht mal ich selbst, kann mich verstehen.“ Wenn ich gelernt habe, mit eigenen Gefühlen nicht willkommen zu sein, werde ich mich zurückziehen, was wiederum zu Einsamkeitsgefühlen führt. Auch das Gefühl der Beschämung und die Angst vor erneuter Beschämung führen zu Einsamkeit. In Überforderung neigt man automatisch dazu, aus dem Kontakt zu gehen, sowohl im Innern als auch im Außen. Einsamkeit beginnt sich auszubreiten.

Warum ist Einsamkeit so schwierig zu überwinden?

Um das zu verstehen, sind zwei Faktoren sehr wichtig.

Zum einen stellt das Getrenntsein von Anderen auf einer tiefen, biologischen Ebene Stress dar. Einsame Menschen leiden gewissermaßen unter einem Dauerstress in ihrem Nervensystem. Alleine sind wir als bindungsorientierte Wesen nicht überlebensfähig, also ist Einsamkeit eine Art existenzielle Bedrohung.

Zum Anderen haben sich in der frühen Prägung Glaubenssätze entwickelt, die, wie schon gesagt, auch in die Einsamkeit führen.

Was sind die klassischen Kompensationsstrategien?

In der Regel sind alte Copingstrategien aus der Kindheit noch im Erwachsenenalter aktiv. Zum Beispiel, das Empfinden der Einsamkeit zu überspielen durch Extrovertiertheit, Gefälligsein, every bodies Darling sein, laut und scheinbar selbstbewusst sein.
 Oder aber durch Rückzug, der vermeiden soll, sich in Gesellschaft einsam und darin beschämt zu fühlen. Dazu „dienen“ auch Süchte, um Einsamkeitsgefühle zu betäuben und zu überdecken oder aber auch zum Auslösen angenehmer Gefühle, die Ersatz sein sollen für das Gefühl der Verbundenheit.
 Auch Dissoziation kann als „Strategie“ genutzt werden, die dazu dient, sich selbst zu verlassen, um nicht zu fühlen. Hierzu zählen sowohl die Substanzen zur Manipulation des Stoffwechsels, als auch u.U. beispielsweise die „Essstörung“ Bulimie.

Was kann helfen, um Einsamkeit zu überwinden?

Als soziale Wesen ist ein Teil unseres Nervensystems zuständig für das Empfinden von emotionaler Sicherheit und für feinfühlige und verbundene Kommunikation. Der ventrale Vagus, ein Teil unseres parasympathischen Nervensystems ist hierfür zuständig und er ist nur aktiv, wenn der Mensch sich nicht bedroht fühlt.
Diesen Teil des Nervensystems zu stimulieren, kann einen Weg aus chronischer Einsamkeit darstellen.
Alles, was Dich entspannt, erlaubt dem ventralen Vagus, sich zu aktivieren und daher ergibt es so unendlich viel Sinn, genau solche Tätigkeiten zu tun. Aktivitäten, die besonders geeignet sind, sind die, in denen feine Interaktion stattfindet, die nicht überfordernd ist.
Dazu können gemeinsames Singen, Tanzen, Begegnungen mit Tieren, gemeinsamer Sport, Gruppenaktivitäten in denen es um Gleichklang und Interaktion geht, vertraute Gespräche u.v.m. beitragen…
Um da hin zu kommen ist es natürlich wichtig, den Zustand der Einsamkeit anzuerkennen und damit aufzuhören, vor ihm wegzulaufen. Dann erst wird es möglich, zu spüren, dass heute etwas anders ist, als früher. Diese Unterschiedsbildung zu damals ist sehr wichtig, damit sich langsam etwas im inneren öffnen kann, um wieder mehr in Kontakt zu gehen.
Und hier sei nochmal betont, dass es unerlässlich ist, den Körper in diesem Prozess mit zu nehmen, da die Einsamkeit ein Zustand ist, der zu einem großen Teil im Nervensystem verankert ist.

Es gibt noch einige Details mehr zu diesem Thema, lausche also unbedingt rein, wenn Du mehr erfahren willst.

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